Tag 6 - Freitag, 12.10.01

Von Kahl nach Mainz

Die letzte Etappe beginnt! Der Donnerstag hatte mit viel Sonne, ja sogar mit "Badewetter" geendet. Heute morgen ist es neblig, kühl und an den Zeltinnenwänden kondensierte in dieser Nacht besonders viel Wasser. Ich komme mir vor als würde ich in einer Tropfsteinhöhle liegen. Es nützt nicht, raus aus dem Zelt, es letztmalig säubern, vom Morgentau befreien, einpacken und aufs Rad damit. Gute 100 km liegen heute vor uns, die Brötchen waren am Kiosk bestellt und wurden früh geliefert, so dass wir den CPL gegen 08.00 Uhr verlassen können.
Wir fahren hinunter zum Main und stehen gleich vor der ersten großen Entscheidung dieses Tages - und gleich falsch entschieden. Laut unserem Reiseführer muss man in Kahl mit der Fähre über den Fluss setzen und an der linken Uferseite weiter flußab fahren. Der Maintalradweg ist aber weiter auf der rechten Mainseite beschildert und wir bleiben auf der Kahler Seite des Mains. Ca. 5 km weiter ist der Radweg dann zu Ende. Wir stehen vor dem Zaun eines Großkraftwerkes im Ortsbereich Großauheim und die weitere Ausschilderung des Radweges in Richtung Hanau zeigt dann noch in entgegengesetzte Richtung. Ich frage nach und wir werden von freundlichen Großauheimern auf den richtigen Radweg verwiesen.
Ein herrlicher Tag beginnt. Kurz vor Hanau kommt nicht nur die Sonne heraus, wir wechseln die Mainseite und fahren weiter in Richtung Frankfurt a. Main. Die Bedeutung Frankfurts "Bankfurt" - der Zusatz »am Main« ist seit 1310 gebräuchlich - die Bedeutung der Stadt als Verkehrsknotenpunkt und Wirtschaftszentrum beruht auf ihrer günstigen Lage. Die Furt durch den Main war seit der jüngeren Steinzeit (bis etwa 2000 v. Chr.) ein wichtiger Bestandteil der Nord-Süd-Verbindung. Wege und Straßen führten von hier in alle Himmelsrichtungen. Die Stadt war 1816 bis 1866 Sitz des Deutschen Bundes und 1848 wurde die Frankfurter Paulskirche Versammlungsort des ersten deutschen Parlaments. Heute ist die Mainmetropole Sitz wirtschaftlich und politisch wichtiger Behörden, wie z.B. die Europäische Zentralbank und des Bundesrechnungshofes. Wir bewundern die riesigen Hochhäuser von Mainhatten und gedenken kurz der New Yorker Opfer vom 11. September 2001. Die Schreckensbilder werden uns vier Wochen danach beim Anblick der gewaltigen Hochhäuser tatsächlich frisch in Erinnerung gerufen.

Wir fahren weiter und erreichen den Frankfurter Stadtteil Höchst. Die Höchst AG sonst Ausrüster meiner Reiseapotheke wird hier zum echten Hindernis. Wie schon in Großauheim stehen wir vor einem Zaun. Die Beschilderung des Radweges ist mangelhaft, ich frage einen Mountainbiker nach dem Weg. Er ist uns behilflich und fährt bis Kelsterbach voraus. Lieber Unbekannter, vielen Dank, noch einmal an dieser Stelle!
Gegen 16.00 Uhr nach 98 Kilometern und 6:10 Stunden tatsächlicher Fahrzeit erreichen wir das Mainspitzdreieck. Ein unbeschreibliches Gefühl, nicht nur ich fühle mich gut. Die letzten -6- Tage hatten wir uns von der Quelle bis hierher an einen immer breiter werdenden Main gewöhnt. Der Rhein kommt uns einfach gewaltig vor.


Wir sind am Ziel